W-Worte
Gute Künstler sind gewiss auch genug darunter. Warum ich mich ausgerechnet auch noch hinten anstellen muss, das weiß ich auch nicht so genau.
Die Behauptung, dass hier alle Felder abgegrast, Früchte geerntet, Kuchenstücke mitsamt Krümel längst verteilt sind, ist weniger dem Kulturpessimismus, als vielmehr der Realitätswahrnehmung geschuldet.
Ich sag's mal so: Autos wird es auch noch in Zukunft geben, gewiss werden im Augenblick noch kaum vorstellbare Neuerungen hinzukommen, nichtsdestotrotz werden sie immer noch vier Räder haben, die auf die eine oder andere Art bewegt werden wollen. Also eigentlich nichts prinzipiell Neues. Sich einzubilden in der bildenden Kunst, abgesehen auf der virtuellen Ebene, welche meinetwegen einer Alternative zum Otto-Motor entsprechen würde, elementare Neuschöpfung zu kreieren, ist wohl der menschlichen Hybris zuzuordnen. Möglicherweise macht's die Fülle und es gibt immer wieder atemberaubende Erfindungen zu bestaunen. Wo also will man da noch einen Platz für sich finden?
An dieser Stelle war ich so frei, mich größtenteils darauf zu spezialisieren die Bilder zu malen, die zu malen sich andere zu gut waren. Wobei ich versuche Dinge aufzugreifen, die mir quasi zufällig vor die Füße fallen - eher verstanden im Sinne des großen Picasso: ein systematisches Finden - und die ausschließlich dem Hier und Jetzt entwendet sind.
Das alles klingt zwar recht hübsch, aber man kann sich sicherlich vorstellen, dass das nicht unbedingt auf Verständnis, geschweige denn Gegenliebe trifft. In Angesicht der allgemein grassierenden Neoromantik, des Neokonservatismus mit starkem Hang zu Biedermeier (natürlich leicht verständlich, betrachtet man die weltpolitische Lage), wobei Pseudo-Ironien die allgemeine Humorlosigkeit verdecken sollen und eigentlich für hilflosen Zynismus stehen, halte ich das gerne aus.
Mein Wunsch ist, dass diese Website einen relevanten Überblick über mein Betätigungsfeld gibt und kurzen Einblick in die verschiedenen Facetten meiner künstlerischen Tätigkeit zuläßt.
Ich möchte mich sehr herzlich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit bedanken und wünsche Ihnen viel Spaß.
W.Einführung zur Ausstellung (Zeichnungen und zeichnungsnahe Mischtechniken) von Wolfgang Wroblewski. „Mechanismen der Provokation: Die Besinnung auf das kleine Glück“
Von Ingrid Westerboer (Kunsthistorikerin MA)
Die Kunst von Wolfgang Wroblewski basiert auf einem durchgängigen Konzept: Seine Bilder besitzen eine eigene unverwechselbare Bildsprache, egal ob es sich um Zeichnungen oder größere Malereien handelt, oder auch um Multimedia-Kunst oder Filme. Stets tummeln sich auf seinen Bildern Strichmännchen, Kleckse, Flecken, Linien, Farben und Formen – ganz in kindlicher Manier gemalt.
Was mir persönlich an den Bildern von Wolfgang Wroblewski so gut gefällt, ist die Einfachheit, die Klarheit, die Unmittelbarkeit, die Sparsamkeit der Zeichen, die für mich die besondere ästhetische Qualität ausmachen. Diese Bilder sind voller Kreativität, Spontaneität, Experimentierfreude und Abenteuerlust.
Wolfgang Wroblewskis Bilder zeigen eine Suche. Die Suche nach dem Ursprünglichen, nach unverfälschter Wahrnehmung und deren direkter Umsetzung in eine eigenständige Bildsprache. Die Bilder wirken daher ehrlich, niemals glatt oder dekorativ, oft sogar etwas spröde. Sie wirken wie zufällig hingekritzelt, so neben bei erzeugt und doch sind sie spannungsvoll und gleichzeitig austariert, ausgewogen.
Wolfgang Wroblewskis Bilder erinnern in ihrer Zeichensprache an die Bilder von Kindern. Etwas kritzelig wirken sie, schnell, zeichenhaft, spontan. In der Kinderkunst ist keine bewusste Theorie verschlüsselt. Die Bildsprache von Kindern offenbart uneingeschränkte Natürlichkeit. Vielleicht gefallen mir die Bilder von Wolfgang Wroblewski deshalb so gut, weil ich Elemente einer kindlichen Bildsprache darin finde. Hier möchte ich kurz auf „kindliches Malen“ Bezug nehmen.
Kinder drücken im Malen ihre Erlebnisse, ihre Wahrnehmungen und Vorstellungen von der Welt aus. Sie entwickeln in ihren Bildern Sinnzeichen. Dabei münzen sie Wahrnehmungen in Vorstellungen um. In diesen Sinnzeichen setzt sich das Kind in seiner ureigensten Weise mit seiner erlebten Welt auseinander. Darin werden sein Nachdenken über die Welt und sein Erleben der Welt sichtbar.
Am Anfang steht das Kritzeln – von Erwachsenen oft als wertlos angesehen, weil es scheinbar noch nichts bedeutet. Kritzeleien sind jedoch erste bildhafte Äußerungen – Elementarformen, aus denen sich später komplexe Sinnzeichen und dann das gegenständliche Zeichnen entwickelt.
Diese Zeichen müssen nicht der Realität entsprechen, um wahr zu sein. Das Kind weist dem Bild eine Bedeutung zu, die nicht unbedingt mit dem Abgebildeten übereinstimmen muss. Sie stimmt aber mit dem Erleben des Kindes, mit seiner momentanen Wahrnehmung der Welt überein.
Um diese authentische Wahrnehmung geht es auch Wolfgang Wroblewski in seiner Kunst. Er möchte sich durch sein Malen wieder einer unmittelbaren, unverfälschten Wahrnehmung nähern.
Er begibt sich auf einen künstlerischen Weg, auf eine Suche nach bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm und damit auch uns dies Form der Wahrnehmung zugänglich machen. Und so nähert er sich dieser Ebene des kindlichen Bildausdrucks an.
Weil wir alle diese kindliche Entwicklung durchlaufen haben, und die Erfahrungen in uns gespeichert haben, werden wir erinnert und berührt. Wolfgang Wroblewski knüpft somit an einer kollektiven Erfahrung an.
Als Fünfjährige haben wir in ähnlicher Weise gezeichnet und gemalt. Diese Entwicklung haben wir alle durchlaufen und die Erfahrung, das Wissen, ist in uns gespeichert. Wir verfügen somit alle über diesen universellen Grundcode, der entwicklungspsychologisch bedingt ist und nach wie vor in uns schlummert. Aber das, was zunächst ähnlich wirkt - nämlich die Zeichnungen von fünfjährigen Kindern und die Bilder von Wolfgang Wroblewski – ist tatsächlich grundverschieden.
Kinder malen in ganz unbekümmerter Weise ihre Bilder und offensichtlich kostet es sie keinerlei Mühe. Dagegen ist der künstlerische Prozess von Wolfgang Wroblewski, nämlich als Erwachsener zu einem unmittelbaren Ausdruck zu gelangen, quasi zu den Eigengesetzlichkeiten einer kindlichen Bildsprache zurück zu finden, ohne sie bloß zu kopieren, ein anstrengender Weg, der sich über Jahre hinzieht.
Erst durch bewusste Reduktion seiner differenzierten Darstellungs- und Gestaltungsfähigkeiten findet Wolfgang Wroblewski zu elementarer Ausdrucksqualität. Genau dieses, auf das Wesentliche zurück geführte Zeichnen ist es, was mich an seinen Bildern fasziniert.
Im gesamten Werk von Wolfgang Wroblewski sind auch die Titel sehr wichtig. Die Titel wirken selbständig, oft nicht erklärend auf den Bildinhalt bezogen. Sehen wir uns kurz die Einladungskarte an:
Das Bild trägt den Titel „der Nikolaus, der Nikolaus, der braucht kein Haus“. Was fällt einem nun ein, wenn man das Bild betrachtet und diesen Titel dazu liest? Vielleicht zwei Männer im Winterwald, einer davon Nikolaus; im Hintergrund steht sein Haus in Flammen? Mir kommt der Spruch in den Sinn: „Das - ist - das - Haus - vom - Ni-ko-laus...“ und schon bin ich in Gedanken dabei, dieses gängige Kästchenhaus mit einem durchgehenden Strich vor meinem geistigen Auge aufzuzeichnen.
An diesem Beispiel kann man also ersehen, dass die Bildtitel von Wolfgang Wroblewski vielfältige Deutungen zulassen. Sie bieten ein assoziatives Sprungbrett um über das Bild weiter nachzudenken, bieten sich möglicherweise als Startpunkt für einen visuellen Spaziergang durch das Bild an.
Wolfgang Wroblewski Bildtitel entstehen immer im nachhinein, es gibt niemals vorab ein Thema, zu dem Wolfgang dann das Bild malt. Wolfgang Wroblewski lässt sich von seinen fertig gestellten Bildern inspirieren, lässt sich zu sich sprechen. Die Titel entstehen dabei assoziativ. Oft ergeben sich als Bildtitel Kommentare, die sich auf politische Geschehnisse oder auf gesellschaftliche Vorgänge beziehen.